20.11.2020
Tuifl – Schaurig schöne Tradition in Südtirol
Der Tuifl, wie wir Vinschger ihn im Dialekt nennen, oder auch Krampus gennant, ist eine finstere Gestalt, die in den Ostalpen traditionell den Nikolaus begleitet. Er war sozusagen der Helfer des Nikolaus. Die braven Kinder wurden vom Nikolaus belohnt, und den nicht so braven Kindern drohte der Krampus mit der Rute, oder damit, sie in die „Kraxn“ zu stecken. Die „Kraxn“ ist ein großer Korb, den der Krampus auf dem Rücken trägt. Nicht nur sein Aussehen mit Hörnern und Fell, aber auch seine rasselnden Ketten, langen Weideruten und der Lärm seiner Glocken machen ihn zu einer furchterregenden Gestalt.
Die Gestalt des Krampus stammt ursprünglich – wie auch viele andere dämonische Gestalten des Alpenraumes – aus der vorchristlichen Zeit. Der Krampusbrauch war ursprünglich im ganzen Habsburgerreich und angrenzenden Gebieten verbreitet und wurde dann in der Zeit der Inquisition verboten, da es niemandem erlaubt war, sich als teuflische Gestalt zu verkleiden. Jedoch wurde dieser Winterbrauch in manchen schwer zugänglichen Orten weitergeführt. Der Einkehrbrauch (d.h. begleitet von Schreckgestalten, Teufeln und Tiermasken prüft und beschenkt der Nikolaus die braven Kinder, während die unartigen vom Krampus bestraft werden) ist bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts von Quellen belegt.
Der typische Krampus trägt einen Mantel oder Anzug aus Fell und eine aus Holz geschnitzte Maske mit Hörnern. In Südtirol wird und wurde dafür vor allem Zirbenholz verwendet. Allerdings gibt es auch in Südtirol regionale Unterschiede. Die „Klosn“ in Prad am Stilferjoch haben anstelle des Mantels aus Fell einen Mantel aus bunten Stofffetzen. Und die Krampusse im Grödental versuchen die Schaulustigen mit schwarzer Kohle zu bemahlen.
Das freie rumlaufen der Krampusse ist von Gemeinde zu Gemeinde verschieden geregelt in Südtirol. In Latsch beispielsweise dürfen sich die jungen Krampusse vom 1. bis 4. Dezember jeweils von 17 Uhr bis zum Ertönen der Kirchenglocken der heiligen Messe um 19 Uhr herumtreiben. Am 5. Dezember, dem Krampustag, einem Tag vor dem Tag des Hl. Nikolaus von Myra dürfen sich alle Krampusse in Latsch ab 14 Uhr den ganzen Tag bis spät nachts rumtreiben. Ebenfalls am Krampustag, gibt es ca. um 17 Uhr einen Nikolausumzug, bei denen der Nikolaus von vielen als Krampus Verkleidete begleitet wird, welche dann unter lautem Lärm ihrer Glocken durch die Straßen ziehen, um Passanten zu erschrecken. Dabei machen sie auch Gebrauch von ihren langen Ruten.
Das „Tuifltratzen“ ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen immer ein Highlight. Ein Brauch bei dem sie versuchen, die Krampusse zu reizen, ohne erwischt oder geschlagen zu werden.
Inzwischen hat sich diese Tradition zu einem Anziehungspunkt für große und kleine Besucher entwickelt. Es haben sich in vielen Orten Tuifl-Vereine gebildet, dessen Mitglieder das ganz Jahr über an ihren Masken und Anzügen arbeiten.
Zwischen Ende November und Anfang / Mitte Dezember finden dann in zahlreichen Ortschaften Südtirols, vor allem im Vinschgau und Hochpustertal, die Krampusläufe statt. Dabei kommen auch auswärtige Vereine und begeistern mit ihren Schauläufen die Teilnehmer. Auch die Ausstellungen der Krampus-Masken sind sehr beliebt.
Einige finden diese finstere Gestalt zum Gruseln schön, andere mögen den Krampus gar nicht. Aber eines ist aber sicher: Auch wenn die Tuifl oder Krampusse etwas angsteinflößend sind, sollten Sie die Gelegenheit nutzen, um dieses Spektakel zumindest aus der Ferne zu beobachten.